Mikroorganismen kommen überall in unserer Umwelt vor. Schlagzeilen machen dabei eher die unliebsamen „Keime“, die eine Gefahr für unsere Gesundheit darstellen. Oft vergessen werden dagegen die Mikroorganismen, die in der Landwirtschaft wichtige Helfer darstellen, und ohne die die Produktion von Lebens- und Genussmitteln nicht denkbar wäre. Dabei sind die Mikroorganismen des Bodens genauso zu nennen wie die Symbionten der Nutztiere und Pilze und Bakterien, die aus Milch Käse, aus Kohl Sauerkraut und aus Trauben Wein machen – um nur einige Beispiele aus der Lebensmittelverarbeitung zu nennen.
In den letzten Jahren erobert der gezielte Einsatz von Mikroorganismen weitere Bereiche. Insbesondere die sogenannten „Effektiven Mikroorganismen (EM)“ werden in diesem Zusammenhang immer häufiger genannt. Prof. Teruo Higa (geb. 1941) aus Japan experimentierte 1982 mit verschiedenen natürlichen Mikrobenstämmen, indem er sie vermischte, um eine ideale Basis (Symbiose) zu kultivieren. Diese Grundlage von 80 unterschiedlichen Stämmen (z. B. Hefen, Bodenpilze, Milchsäurebakterien und Photosynthese-Bakterien) bilden eine natürliche, aufbauende Gemeinschaft. Sie verbessern in relativ kurzer Zeit das Milieu von Boden und Pflanze und fördern gesundes, natürliches Wachstum.
Die Herstellung von EM erfolgt in einem mehrstufigen Prozess, in dem die einzelnen Mikroorganismengruppen und Stämme getrennt voneinander vermehrt werden. Nach einem bestimmten Verfahren erfolgt die Zusammenführung der Bestandteile und die EM-Stammlösung entsteht. Diese Stammlösung kann nun weitervermehrt werden. Die Vermehrung erfolgt in einer Lösung aus Wasser und Zuckerrohrmelasse unter Luftabschluss (Spundvolle Gefäße und Gärspund erforderlich). Als Gefäße geeignet sind z.B. lebensmittelechte Kunststoffbehälter. Außerdem benötigt man eine Wärmequelle, welche die Temperatur der Lösung gleichmäßig über eine Woche hinweg auf 30-34 °C halten kann. Die Heizquelle sollte dabei nicht in direktem Kontakt mit der Mikroorganismenmischung stehen. Die Wärme muss stets gleichmäßig verteilt sein. Um dies zu erreichen hat sich ein Wasserbad als besonders geeignet erwiesen. Die EM-Stammlösung (3%) wird mit Wasser und Zuckerrohrmelasse (3%) gemischt und über 8 Tage lang vermehrt. Danach kann die Lösung verwendet werden. Wird Flüssigkeit entnommen ist immer darauf zu achten, dass die Gefäße spundvoll gehalten werden (Immervolltank verwenden oder in kleinere Gefäße umfüllen). Wer zu Beginn die EM nicht selbst herstellen möchte wird bei vielen verschiedenen Anbietern fündig. Die bekanntesten sind: EMIKO, EM Chiemgau oder TriaTerra. Kleinmengen sollten am besten im Bag-in-Box bestellt werden, größere Mengen kann man auch im IBC-Container beziehen. Einige Anbieter bieten auch die Möglichkeit mit einem lokalen Partner in der eigenen Region Kontakt aufzunehmen um Tipps zur Selbstherstellung zu erhalten oder direkt von dort die fertigen EM zu beziehen. Informationen zu Veranstaltungen und Kontaktadressen rund um das Thema EM gibt es bei der Gesellschaft zur Förderung regenerativer Mikroorganismen (EM e.V.) oder bei EM France.
Anwendung von EM bei der Verwendung von Grünschnitt oder Trester
Sehr gute Effekte können erzielt werden, indem Grünschnitt oder Trester mit EM behandelt werden. Dies ist insbesondere bei einer Flächenkompostierung sowie bei der Mietenkompostierung zur Vorbehandlung und Lagerung des Materials zu empfehlen. Werden Grünschnitt und Trester fachgerecht kompostiert und die Mieten sofort nach dem Anfall des Materials aufgesetzt, ist eine Behandlung mit EM nicht notwendig. Verzögerungen sind jedoch nicht immer zu vermeiden. Insbesondere wenn die Mieten nicht unmittelbar aufgesetzt werden, kann die EM-Behandlung dazu beitragen, Schimmelbildung und Nährstoffverluste während der Lagerung von Reststoffen zu vermindern. Eine möglichst sofortige und gleichmäßige Behandlung mit einer 10 %-igen EM- Wasser Lösung in Kombination mit einer Verdichtung und Abdeckung des Materials erzielt die besten Ergebnisse. Wenn kleinere Mengen von Reststoffen anfallen, die sehr nährstoffreich sind, kann auch eine Nutzung von BigBags, die mit dem mit EM-beimpften Reststoff befüllt werden, sinnvoll sein. Nach der Zwischenlagerung kann das Material entweder kompostiert oder, wenn es die Struktur erlaubt, direkt ausgebracht werden.