Wintergetreidesortenprüfung 2022/23 – Solide Erträge trotz schwieriger Saison

Ein Artikel von Hanna Heidt, Tamina Schürmann & Mathieu Wolter

Insgesamt war die letzte Saison eher schwierig, nach einem sehr nassen und kalten Frühjahr und einer lange anhalten Trockenperiode in den Sommermonaten, gab es zur Haupterntezeit eine länger anhaltende Regenperiode. Diese spielte hauptsächlich im Ösling eine große Rolle, denn hier kam es zu deutlichen Einbußen im Ertrag und der Qualität, bedingt unter anderem durch die Überständigkeit und das Auskeimen der Körner in den Ähren.

Neben den schwierigen Witterungsbedingungen kam es am Standort Heiderscheid trotz bestehendem Elektrozaun zu größeren Wildschäden in den Weizenparzellen, so dass letztere an diesem Standort nicht ausgewertet werden konnten.

Die Aussaat des Wintergetreides fand in Heiderscheid am 20.10.2022 und in Hupperdange am 31.10.2022 statt. Im Vergleich zu dem Jahr 2021/22 liefen die Sorten dieses Jahr besser auf und kamen auch gut durch den Winter. Über den gesamten Anbauzeitraum war die Beikrautunterdrückung relativ gut und die Beikräuter konnten sich schlecht etablieren. Dies ist zum einen sortenspezifisch und zum anderen lag es an den einzelnen Phasen mit geringen Niederschlägen. Bis Ende Juli regnete es fast gar nicht und die Bestände reiften sehr schnell ab. Doch folgte nach der Trockenperiode kurz vor der Ernte eine längere Regenperiode, so dass die Ernte der Sortenprüfungen erst am 10.08.2023 in Heiderscheid bzw. am 18.08.2023 in Hupperdange erfolgen konnte.

Ähnlich wie auch im letzten Jahr waren die Pflanzen generell kürzer, was auf die lange Trockenperiode während der Blüte zurückzuführen ist. Dadurch gab es dieses Jahr keine Probleme mit der Standfestigkeit. Mehltau (Blumeria graminis) war aufgrund der Witterung dieses Jahr nur in den unteren Blattetagen zu finden.

Gleichzeitig wurden häufig Veränderungen an den Blättern festgestellt, die durch Hitze bzw. Trockenstress verursacht wurden. Pilzliche Schaderreger wie Gelbrost (Puccinia striiformis f. sp.) und Braunrost (Puccinia triticina bzw. Puccinia recondita f.sp.secalis) traten eher selten auf. Dagegen zeigten sich Blattflecken wie Rhynchosporium und Ramularia vermehrt.Das Getreidehähnchen (Oulema melanopus) war in fast allen Kulturen vertreten, wobei hier natürlich der Fraß der Larve den größeren Schaden anrichtet, dieser war aber nicht so groß, als dass er sich ertragsmindernd auswirkte. Zudem wurde in diesem Jahr sowohl im biologischen Anbau wie auch im konventionellen Anbau ein vermehrtes Auftreten von Blattläusen (Aphidoidea) festgestellt.

Im Vergleich zum eher trockenen Vorjahr und mit der verspäteten Ernte waren die Qualitätsparameter Hektolitergeweicht (HLG) und Proteingehalt etwas geringer, dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen aus der Praxis wider.

Beim Winterweizen lag der Ertrag im Versuchsdurchschnitt für den Standort Hupperdange dieses Jahr bei 44,9 dt/ha und damit deutlich unter dem Niveau des letzten Jahres aber deutlich über dem Niveau von 2021 (2022: 56,9 dt/ha, 2021: 26,7 dt/ha).  

Im dreijährigen Mittel schnitt die Vergleichsorte Nordkap (A-Weizen) mit 118% beim Relativertrag am besten ab. Sie überzeugte hinsichtlich des Feldaufgangs und der Standfestigkeit und trotzte den sonst typischen Krankheiten. Die Vergleichssorten Campesino (B-Weizen), Asory (A-Weizen) und Emotion (E-Weizen) erzielten mit 101%, 100% und 100% im dreijährigen Mittel, ebenfalls gute Erträge in ihren jeweiligen Qualitätsklassen. Gleichzeitig erzielten diese Sorten im Vergleich zu den anderen Sorten die höchsten Erträge und bestätigen nochmals ihre Einschreibung auf der nationalen Sortenliste. Dagegen konnte die bisherige Vergleichsorte Govelino (E-Weizen) die Erwartungen nicht mehr erfüllen und wurde aufgrund ihrer schlechten Erträge im dreijährigen Mittel von 91% von der nationalen Sortenliste gestrichen. Govelino wurde durch den begrannten E-Weizen Aurelius ersetzt. Diese Sorte weist ein deutlich höheres Ertragspotenzial auf, mit ebenfalls sehr hohen Proteingehalten vergleichbar mit Govelino.



Tabelle 1: Real- & Relativ-Erträge der einzelnen Weizensorten. Realwerte links, Relativwerte rechts und fett gedruckt. Die Relativwerte (%) der Erträge stehen im Verhältnis zum Mittel der Vergleichssorten (grau markiert).

Beim Winterroggen lag der Ertrag im Versuchsdurchschnitt der beiden Standorte dieses Jahr bei 44,1 dt/ha und war somit deutlich geringer als letztes Jahr. Bei den Populationssorten erzielte die Sorte Inspector mit 108% den höchsten Ertrag im dreijährigen Mittel, gefolgt von der Biozüchtung Lichtkornroggen mit 102%. Die Sorte Inspector lag somit deutlich über dem dreijährigen Relativertrag der Vergleichssorte Dańkowskie Granat (100%), so dass die Sorte Dańkowskie Granat durch die Sorte Inspector in der nationalen Sortenliste ersetzt wird. Auch die ein- und zweijährig geprüften Sorten weisen ein deutlich höheres Ertragsniveau als die Vergleichsorte auf, so dass man auf die Ergebnisse im nächsten Jahr gespannt sein darf. Beim Hybridroggen ist die Vergleichssorte SU Performer (100% Relativertrag über drei Jahre) noch immer das Maß der Dinge. Dennoch zeigt die einjährig geprüfte Sorte SU Karlsson, dass sie mit dem Ertragsniveau von SU Performer in diesem Jahr mithalten kann.

Tabelle 2: Real- & Relativ-Erträge der einzelnen Roggensorten. Realwerte links, Relativwerte rechts und fett gedruckt. Die Relativwerte (%) der Erträge stehen im Verhältnis zum Mittel der Vergleichssorte (grau markiert).

Der Ertrag der Wintertriticale lag im Versuchsdurchschnitt der beiden Standorte dieses Jahr bei 44,5 dt/ha und lag ebenfalls wie Weizen und Roggen deutlich unter dem Ertrag vom letzten Jahr. Die beiden Vergleichssorten Ramdam und Brehat liegen im dreijährigen Durchschnitt lediglich noch bei 100%. Die Sorte Torben dagegen zeigte auch nach dreijähriger Prüfung ihr hohes Ertragsniveau und wies im dreijährigen Schnitt einen Relativertrag von 106% auf. Sie wurde somit zur Ergänzung zu den beiden etablierten Sorten in die nationale Sortenliste eingetragen.

Dagegen konnte die Sorte Claudius nach dreijähriger Prüfung nicht mehr überzeugen und lag lediglich im Versuchsdurchschnitt. Leider konnten bei den ein- bzw. zweijährig geprüften Sorten keine weiter Sorte überzeugen.

Tabelle 3: Real- & Relativ-Erträge der einzelnen Triticalesorten. Realwerte links, Relativwerte rechts und fett gedruckt. Die Relativwerte (%) der Erträge stehen im Verhältnis zum Mittel der Vergleichssorten (grau markiert).

Die Winterdinkelsortenprüfung wurde heuer zum dritten Mal durchgeführt, so dass es in diesem Jahr zum ersten Mal möglich war, ein Sortenempfehlung für den biologischen Landbau auszusprechen. Der Ertrag des Winterdinkels lag im Versuchsdurchschnitt der beiden Standorte dieses Jahr bei 28 dt/ha. Die beiden Sorten Albertino und Zollernperle zeigten im dreijährigen Schnitt die höchsten Relativerträge von 113 % bzw. 112%.

Die Sortenkommission entschied sich dazu die Sorte Zollernperle in die nationale Sortenliste aufzunehmen, da die Sorte Albertino im Vergleich zur Zollernperle zwar ein ähnliches Ertragsniveau aufweist, aber in der Beikrautunterdrückung sowie beim Gesundheitszustand schlechter abschneidet.

Auch die Sorten Gletscher und Edelweisser wiesen im dreijährigen Schnitt gute Relativerträge von 107% respektive 104% auf. Bei den ein- und zweijährig geprüften Sorten überzeugte die Sorte Alboretto, der Nachfolger von Albertino.

Tabelle 4: Real- & Relativ-Erträge der einzelnen Dinkelsorten. Realwerte links, Relativwerte rechts und fett gedruckt. Die Relativwerte (%) der Erträge stehen im Verhältnis zum Mittel der Vergleichssorten (grau markiert).

Der detaillierte Prüfungsbericht mit sämtlichen Resultaten wird Ende des Jahres auf der IBLA-Website veröffentlicht. Wenn Sie bereits vorab nähere Informationen zu den Wintergetreidesortenprüfungen im biologischen Anbau in Luxembourg erhalten wollen, melden Sie sich gerne beim IBLA-Sortenteam (Hanna Heidt heidt@ibla.lu, Tamina Schürmann schuermann@ibla.lu & Mathieu Wolter wolter@ibla.lu).