Exkursion zum Weingut Staffelter Hof – Kröv/Mosel
Viele Anzeichen und Veränderungen in klimatischer, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht machen auch vor dem Weinbau nicht halt. Wie kann der Weinbau der Zukunft aussehen? Welche Veränderungen werden sich in naher und fernerer Zukunft für den Weinbau ergeben? Welche Anpassungsstrategien sind möglich?
Dieser Frage widmeten sich die Teilnehmer der Bio-Weinbau Exkursion zum Bio-Weingut Staffelter Hof in Kröv an der Mosel. Das Weingut wird seit 2005 von Jan-Matthias Klein geführt. Die Exkursion organisierte Jörg Pauly, Weinbauberater des IBLA.
Auf dem Staffelter Hof wurde seit 2020 auf einer zusammenhängenden Rebfläche von 6 Hektar einen sogenannten Vitiforst geschaffen. Auf dieser Rebfläche wachsen nicht nur Weinreben, sondern auch über 150 Bäume sowie 800 Heckenpflanzen und Sträucher. Ergänzt durch Fledermaushäuschen, Nistkästen und eine bezugsfertige Schafsweide, entsteht hier ein einzigartiges Ökosystem.
In einer zweistündigen Wanderung führte Jan-Matthias Klein die Teilnehmer durch dieses einzigartige Areal und erläuterte seine Ziele, die er mit diesem Vitiforst-System verfolgt, aber auch die Herausforderungen, die es bereits in den ersten Jahren zu meistern galt.

Abbildung 1 Vitiforst – Bäume und Sträucher sind Teil des Anbausystems Bild: Jörg Pauly
In diesem System spielen Bäume und Hecken eine Schlüsselrolle. Sie sollen Schutz vor Hitze bieten, Feuchtigkeit im Boden speichern, außerdem kann ein Weinberg dadurch zur CO2-Senke werden. Auch die Gefahr für Wind- und Wassererosion kann verringert werden. Nicht zuletzt werden so wertvolle Lebensräume für Insekten und Vögel geschaffen.
So soll ein stabiles, widerstandsfähiges Ökosystem entstehen, das die Herstellung eines klimaneutralen, naturbelassenen Weines ermöglichen kann. Unerstützt bei der Planung und Durchführung des Projektes wird der Betrieb durch das Team von Triebwerk, die sich als Beratungsunternehmen der regenerativen Land-und Agroforstwirtschaft verschrieben haben. Der „Triebwerker“ Nicolas Haack führte die Teilnehmenden der Exkursion über die Flächen.
Es wurden ausschließlich PIWI-Reben (pilzwiderstandsfähige Sorten) gepflanzt, da sie robuster gegenüber Klimaschwankungen sind und 80 % weniger Pflanzenschutzmittel wie Kupfer und Schwefel benötigen. Das Rebsortiment umfasst die Sorten Muscaris, Souvignier Gris, Sauvignac, Satin Noir, Laurot, Calardis Blanc, Donauriesling und Sauvitage.
Bei der Bodenpflege setzt der Betrieb Schafe ein, die die Rebflächen abweiden und so für eine natürliche Kontrolle des Bewuchses sorgen. Dadurch können eine Vielzahl von Überfahrten eingespart und die damit verbundene Bodenverdichtungen und -belastungen verhindert werden. Allerdings kann dieses System nur mit einer Art Umkehrerziehung der Reben praktiziert werden, um die Traubenzone in einer Höhe zu platzieren, die für die Schafe nicht erreichbar ist und so keine Fraßschäden verursacht werden.
An die Wanderung durch das Vitiforst-Areal schloss sich eine Führung durch den Betrieb an. Hier wurde die Traubenverarbeitung und Weinbereitung erläutert. Der Betrieb setzt auf eine sehr schonende Vorgehensweise, beispielsweise kann durch die bauliche Anordnung der Verarbeitungsräume für Kelterung, Vorklärung und Lagerung die Schwerkraft ausgenutzt werden und auf Pumpen weitestgehend verzichtet werden. Prägend für die Weinstilistik des Betriebes ist die ausschließlich durchgeführte Spontanvergärung, eine sehr moderate Schwefelung und ein relativ hoher Anteil an Naturweinen.
In der anschließenden Probe von 2024er Fassweinen konnte diese Weinstilistik sehr eindrucksvoll belegt werden und auch die Wertigkeit der PIWI-Rebsorten, die den herkömmlichen Rebsorten mittlerweile in Nichts nachstehen war sehr gut erkennbar.
Resümierend konnten die Exkursionsteilnehmer sehr viele Denkanstöße und Impulse mitnehmen, was sich auch in den intensiven Diskussionen zeigte, die während des ganzen Besuches mit dem Betriebsleiter geführt wurden.
Autor: Jörg Pauly