Transformation braucht vision

Gemeinsam den Wandel hin zu einem nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystem gestalten

Im Rahmen des Projektes VISION 2050 trafen sich Anfang des Jahres die verschiedenen Akteure des Agrar- und Ernährungssystems zu einem Workshop. Gemeinsam sollten die Hemmnisse, welche einem Wandel hin zu einem nachhaltigen Landwirtschafts- und Ernährungssystem 2050 in Luxemburg entgegenstehen, identifiziert werden.

VISION 2050 hat zum Ziel, ein nachhaltiges ökologisches Landwirtschafts- und Lebensmittelsystem im Jahr 2050 für Luxemburg zu entwickeln, unter Berücksichtigung der soziodemographischen Entwicklung, des Klimawandels und der Umweltbedingungen. Im Projekt werden eine Reihe von Szenarien für die Umstellung der luxemburgischen Landwirtschaft auf verschiedene Anteile bis zu einer 100%igen ökologischen Produktion modelliert. In die Entwicklung der Szenarien werden in einem partizipativen Prozess alle AkteurInnen eingebunden: Diese reichen von LandwirtInnen, landwirtschaftlichen Organisationen, BeraterInnen, Umweltorganisationen, Handel & Gastronomie, Gesellschaft/KonsumentInnen sowie Politik & Verwaltung bis hin zu Bildung und Forschung.

Im ersten Teil des Workshops diskutierten die Teilnehmenden intensiv und skizzierten die verschiedenen Hemmnisse der ökologischen, ökonomischen, sozialen und administrativen Problemfelder. Ein Bild, das Decke, Kleidung, Szene, Stuhl enthält.

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Die verschiedenen Akteure des Agrar- und Ernährungssystems trafen sich zum 1. Workshop als Teil des partizipativen Prozesses im Rahmen des VISION 2050 Projektes.

Als ökologische Problemfelder wurden von den Teilnehmenden v.a. Tierwohl, Biodiversitätsverlust, Nährstoffüberschüsse und Trinkwasserqualität identifiziert. Über alle ökologischen Problemfelder hinweg wurden immer wieder ähnliche Hindernisse angesprochen, die der Verbesserung der ökologischen Problemfelder entgegenstehen: Wirtschaftlichkeit und Preisdruck des globalen Marktes, was die Intensität hochhalte (zu hoher Tierbestand, Nährstoffüberschüsse, Einsatz Pflanzenschutzmittel). Der Siedlungsdruck und die Flächenknappheit in Luxemburg verschärften die Probleme zusätzlich. Es gebe eine mangelnde Wertschätzung und wirtschaftliche Anerkennung der verschiedenen Ökosystemdienstleistungen.

In der Kategorie Ökonomie wurden vornehmlich die Problemfelder Abhängigkeit vom globalen Markt, Marktpreise und Konsumentenverhalten behandelt. Hemmnisse, welche in diesem Zusammenhang diskutiert wurden, waren: Fehlende Monetarisierung der Ökosystemdienstleistungen, fehlende politische Vision und eine fehlende kohärente, langfristige Förderpolitik, Flächenprämien, welche kleine Betriebe benachteiligen, fehlende Weiterverarbeitungsmöglichkeiten, hohe Arbeitsbelastung der LandwirtInnen bei zu geringer Entlohnung.

Sowohl bei den ökologischen als auch den ökonomischen Herausforderungen wurde das Verhalten der KonsumentInnen als Hemmnis gesehen. Diese würden meist das billigste und nicht unbedingt das nachhaltigste Produkt kaufen bzw. lägen die Prioritäten der KonsumentInnen auf Konsumgütern. Die meisten KonsumentInnen würden zudem wenig Zeit in die Ernährung, Einkauf und Zubereitung investieren wollen, daher würde der Supermarkt mit Vollsortiment bevorzugt, ebenso wie Convenience-Produkte. Dementsprechend würde eher der Lebensmittelgroßhandel und nicht die Landwirtschaft profitieren. All dies sei v.a. auf die bestehende Distanz zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen, aber auch die fehlende Bildung und Aufklärung über Folgen des Konsums zurückzuführen.

In der sozialen Kategorie wurden v.a. die Problemfelder Arbeitskräfte, Betriebsnachfolge, Wertschätzung durch die Gesellschaft, Work-Life-Balance und gerechte Löhne identifiziert.

Innerhalb der Problemfelder Arbeitskräfte und Betriebsnachfolge wurden immer wieder die unattraktiven Arbeitsbedingungen für die ArbeitnehmerInnen als Hemmnis genannt. Unregelmäßige Arbeitszeiten, Wochenendarbeit, geringes Lohnniveau, hohe körperliche Belastung und die generell schlechte Work-Life-Balance dieses Berufes machten ihn unattraktiv. Zudem seien die Verdienstmöglichkeiten und Arbeitszeiten in anderen Wirtschaftszweigen, v.a. bei staatlichen Einrichtungen, vergleichsweise attraktiver als eine Beschäftigung in der Landwirtschaft. Die fehlende Zukunftsperspektive und die hohe finanzielle Belastung durch bestehende Kredite wurden als weiteres Hemmnis für die Attraktivität des Berufs genannt, neben der geringen Wertschätzung durch die Gesellschaft.

In der Kategorie Administratives wurden, ähnlich wie bei der Kategorie Ökonomie, die Problemfelder Prämien und Subventionen, Vorgaben und Restriktionen und sich ändernde Rahmenbedingungen viel diskutiert. Die fehlende politische Kohärenz der verschiedenen Ministerien und das fehlende gemeinsame Ziel seien in diesem Zusammenhang große Hemmnisse für eine Transformation. Die fehlende Langfristigkeit der Prämien und Subventionen würde die Planungssicherheit der Betriebe erschweren und damit wäre die Zukunftsperspektive für junge Leute nicht gegeben.

Die Ergebnisse dieses Workshops ergänzt durch die des Farmers‘ Workshop, der am Folgetag stattfand, werden in die Entwicklung der Szenarien einfließen. Es werden mehrere Handlungsräume erarbeitet, wie ein zukünftiges nachhaltiges Lebensmittelsystem gestaltet werden kann.

Das Projektteam bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmenden für die intensive Mitarbeit und die fruchtbaren Diskussionen im Rahmen des ersten Workshops des Projektes VISION 2050.

Das Projekt wird mithilfe unseres Projektpartners, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau Schweiz, durchgeführt. 

Mit der Unterstützung des Luxembourg National Research Fund (FNR) [C23/SR/179444413], der Oeuvre Nationale und des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) [200021E_219627]. 

Autorin: Stéphanie Zimmer