Soja, Linse, Kichererbse – vom Feld auf den Teller

60 Gäste beim 13. Leguminosentag in Luxemburg  

Bereits zum 13. Mal veranstaltete das Institut fir Biologesch Landwirtschaft an Agrarökologie Luxemburg a.s.b.l. (IBLA) den Leguminosentag in Luxemburg. Der Einladung unter dem Motto: Soja, Linse, Kichererbse – vom Feld auf den Teller folgten 60 Gäste ins Lycée Technique Agricole nach Gilsdorf. ExpertInnen aus dem In- und Ausland teilten ihr Wissen in sieben Fachvorträgen und einer abschließende Table Ronde. Im Mittelpunkt standen dabei aktuelle Erkenntnisse und Praxisbeispiele rund um den Anbau, die Verarbeitung und die Vermarktung von Leguminosen für die Humanernährung.

Claude Felten, Präsident des IBLA, eröffnete die Veranstaltung und betonte, dass Ernährung jeden betrifft, doch nur eine auf Fakten basierende Diskussion, zu nachhaltigen Lösungen führen kann. Die Leguminosen spielen eine Schlüsselrolle in der Agrarwende, die durch Forschung, Wissenstransfer und politische Unterstützung vorangetrieben werden muss. Moderatorin Ségolène Charvet führte durch die Fachvorträge, die sich zunächst mit den agronomischen Aspekten des Leguminosenanbaus befassten. Dr. Maria Finckh von der Universität Kassel erklärte, dass eine hohe biologische Aktivität im Boden die natürliche Biokontrolle stärkt und bodenbürtige Erreger unterdrückt werden können. Dadurch wird Leguminosenmüdigkeit vermieden, was engere Anbauabstände möglich macht. Gelingen kann dies durch reduzierte Bodenbearbeitung sowie den Einsatz von Mulch und Kompost.

Der Agrarwissenschaftler Daniel Lehner präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse aus Österreich zu Linse, Trockenbohne und Kichererbse. Die Linsensorten Beluga und Anicia konnten gemeinsam mit Gemengepartnern erfolgreich angebaut und geerntet werden. Bei den Trockenbohnen überzeugten Sorten mit schwarzen Bohnen in puncto Ertrag. Bastien Remurier, Berater bei Terres Innovia in Frankreich, präsentierte detailliert seine Erfahrungen im Anbau von Linsen und Kichererbsen in Frankreich. Er freut sich über die Möglichkeit des Austauschs in der Großregion und möchte auch zukünftig als Ansprechpartner für den Leguminosenanbau fungieren.

Der Gemengeanbau von verschiedenen Leguminosen wird im Rahmen des EU-Projekts „LEGENDARY“ gemeinsam mit Partnern aus 11 Ländern vom IBLA untersucht. IBLA-Forscher Daniel Lucas präsentierte die ersten Erkenntnisse des Erbsen- und Lupinengemengeanbaus. Problematisch war vor allem das Finden eines optimalen Erntezeitpunktes im vergangenen regenreichen Jahr, da die Kulturen inhomogen abreiften.

Abbildung 1: Von links: Philip Barth (IBLA), Markus Seeber (Landwirt), Eric Herber (LuxSoy), Steve Lentz (veganer Koch, EHTL), Isabella Krause (Regionalwert AG Berlin-Brandenburg). Bild: Tamina Schürmann

Besonders im Mittelpunkt des 13. Leguminosentages stand die Etablierung von lückenlosen Wertschöpfungsketten für Leguminosen. Einblick in die Etablierung einer erfolgreichen regionalen Wertschöpfungskette für Kichererbsen in Brandenburg gab Isabella Krause von der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg. Eine Herausforderung war die Beschaffung von Saatgut, doch auf mehreren Betrieben konnte der Anbau erfolgreich umgesetzt werden. Entscheidend war zudem die Entwicklung geeigneter Verfahren zur Aufbereitung des Ernteguts, sowie die Verarbeitung der Ernte, um attraktive Produkte für Kundinnen und Kunden zu schaffen. Eine Möglichkeit der Verarbeitung ist die Herstellung von Tofu, welcher sowohl aus Kichererbsen als auch traditionell aus Soja hergestellt werden kann.

Ein konkretes Beispiel präsentierte Eric Heber von LuxSoy, der über die Entstehung des ersten luxemburgischen Bio-Tofu-Produzenten berichtete. Dabei ging es um die Herausforderungen der Tofu-Herstellung, insbesondere die Wahl der geeigneten Sojabohne, bei der das IBLA unterstützte, sowie die richtige Verarbeitung für den optimalen Geschmack. Zum Abschluss hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, eine neue Sorte geräucherten Tofu zu probieren.

Im Anschluss stellten Philip Barth und Mathieu Wolter die ersten Erkenntnisse im IBLA-Projekt „Leguminosen-Wertschöpfungskette in Luxemburg“ vor. Der erste Linsenanbau konnte mit einer erfolgreichen Ernte abgeschlossen werden, während für eine erfolgreiche Ernte von Kichererbsen und Fababohnen noch weitere Erfahrungen gesammelt werden.

Den Abschluss des Tages bildete eine Table Ronde, moderiert vom Wertschöpfungsketten-Experten des IBLA, Philip Barth. Neben Isabella Krause und Eric Herber nahmen auch der Landwirt Markus Seeber aus der Pfalz sowie Steve Lentz, ausgezeichneter veganer Koch, an der Diskussion teil. Sie erörterten verschiedene Verarbeitungsmöglichkeiten von Leguminosen und betonten die Bedeutung des Geschmacks als entscheidendes Kriterium. Dabei wurde hervorgehoben, dass der gesundheitliche Aspekt nicht zwangsläufig im Vordergrund stehen muss. Vielmehr müssen den KonsumentInnen die vielfältigen Zubereitungsarten, Aromen und Texturen von Leguminosen praxisnah vermittelt werden. Ziel muss es sein, dass mehr Leguminosen gegessen werden, dass deren Zubereitung sich aber, den Bedürfnissen der KonsumentInnen entsprechend, zeitsparend und einfach gestaltet.

Die Veranstaltung verdeutlichte, dass das Interesse an Leguminosen in Luxemburg wächst und bereits vielversprechende Ansätze existieren. Nun gilt es, die bestehenden Initiativen weiterzuentwickeln und die gesamte Kette – vom Feld auf den Teller – nachhaltig zu stärken.

Autorin: Tamina Schürmann