Kreislaufwirtschaft praktisch – wohin mit dem Grünschnitt im Garten?

Das öffentliche Leben läuft mit angezogener Handbremse, während der Frühling in den höchsten Gang schaltet. In den Haushalten und Privaten fällt im Frühjahr allerhand Grünschnitt an. Hecken wollen gestutzt, Beete vorbereitet und Beikräuter gejätet werden. Im Garten wird gewerkelt und die nächste Gartensaison wird vorbereitet. Wohin jetzt mit all dem Grünschnitt?
Selbst verwerten!
Unsere ganze Gesellschaft muss sich überlegen wie in Zukunft die lokalen Kreisläufe in der Region noch besser geschlossen werden können. Fangen wir auf privater Ebene gleich damit an und schließen den Stoffkreislauf im eigenen Garten. Ein gut angelegter Kompost und Recyclingplatz im eigenen Garten ist der Beginn für mehr Selbstversorgung.
Der Zukauf von Düngern, Mulchmaterial und Substraten ist in einem gut organisierten Garten meist vermeidbar. Organische Reststoffe können kompostiert und weiterverwendet werden, so dass auch in Zukunft die ein oder andere Fahrt zum Bau- und Gartenmarkt gespart werden kann.
Hecken- und Baumschnitt
Junger, gehäckselt oder kleingeschnittener Grünschnitt lässt sich bestens kompostieren und bietet eine wunderbare Grundlage für Humus im eigenen Garten. Der Anteil im Kompost sollte jedoch nicht über 30% betragen, da sonst der Kompostierungsprozess nicht mehr einwandfrei ablaufen kann. Wer mehr gehäckselten Heckenschnitt zur Verfügung hat, kann diesen als Mulchmaterial verwenden. Überlegt sei welches Häckselgut wohin gehört. Gehäckselte Nadelbäume beispielsweise versauern den Boden. Diese Eigenschaft kann man sich gezielt zu Nutze machen, indem man dieses Material als Mulch für jene Pflanzen verwendet, die einen sauren Boden bevorzugen, so z.B. Rhododendren, Hortensien, Azaleen und Magnolien. Damit spart man sich gleich teure Spezialsubstrate für diese Pflanzen. Eine dicke Mulchschicht aus Nadelhölzern verrottet zudem eher langsam und ist deshalb auch als Material für Wege geeignet. Schlecht zur Kompostierung geeignet ist ebenfalls Heckenschnitt von Zypressen oder Lebensbäumen. Er verrottet langsam, aufgrund des hohen Harzanteils. Diese Eigenschaft kann man sich ebenfalls gezielt zu Nutze machen, indem das gehäckselte Schnittgut auf natürlichen Wegen verteilt oder ihn genau dort belässt, wo er entsteht. Eine kräftige Mulchschicht unter Hecken vermindert dort den Durchwuchs von Beikräutern und schafft eine Streuschicht wie man sie aus Wäldern kennt.
Wenn übermäßig viel Schnittmaterial von älteren Bäumen oder Hecken vorhanden ist wird es schon schwieriger. Hier ist zu überlegen ob tagelanges Häckseln dem nachbarschaftlichen Frieden dienen kann und ob sich nicht eine andere Form der Nutzung ergibt. So bietet die Anlage einer Totholzhecke eine interessante Option, weil sie zahlreichen Insekten, Igeln und Vögeln einen Lebensraum bietet. Dabei können vor allem die kräftigen Aststücke verwendet werden, die sich ohnehin schlecht mit einem herkömmlichen Gartenhäcksler zerkleinern lassen.
Rasenschnitt
Rasenschnitt ist ein sehr wertvolles Material, welches sehr gut weiterverwendet werden kann. Rasenschnitt ist bestens geeignet um kompostiert zu werden. Gemischt mit anderen Gartenabfällen verrottet Rasenschnitt schnell und ist sogar geeignet um einen Kompost in Rekordzeit von 6-8 Wochen herzustellen. Dazu mischt man den Kompost mit strohigen und krautigen Gartenabfällen (40%) und Erde (10%) und wenn vorhanden Gesteinsmehl (5%), schichtet ihn in einer Dreieckförmigen Kompostmiete mit maximal 1,5m auf und wendet und wässert diesen Kompost relativ regelmäßig (etwa einmal in der Woche). Aber auch als Mulch eignet sich Rasenschnitt hervorragend. Vor allem im Gemüsebeet ist Rasenschnitt perfekt geeignet, um die Verdunstung zu minimieren und bringt obendrein noch wertvolle Nährstoffe frei Haus. Dabei gilt: bei gesäten Kulturen eher eine dünnere Schicht auftragen, bei gepflanzten Gemüsen, wie Zucchini, Kürbis oder Gurke darf es gern ein wenig mehr sein. Besonders hungrige Gemüse wie Kartoffeln lieben Rasenschnitt und freuen sich immer über eine Extraportion. Bis zu 5cm sind sehr willkommen. Sollen die Kartoffeln gehäufelt werden sollte die Schicht eher dünner sein. Wenn regelmäßig gemäht wird, kann auch sehr gut nachgelegt werden. So hat die erste Schicht Zeit um zu Verrotten und hat dabei stehts Sauerstoffkontakt (das verhindert Schimmelbildung). Kommt dann der nächste Schnitt, dürfen es ruhig wieder 5cm sein. Der Rasenschnitt darf dabei weder bei der Nutzung als Mulch, noch als Kompostzutat zwischengelagert werden. Gerade bei heißen Temperaturen startet sofort der Verrottungsprozess, unter erheblicher Temperaturentwicklung. Das kann nicht nur schlimmstenfalls bis zur Selbstentzündung führen, sondern dabei gehen auch wertvolle Nährstoffe verloren. Deshalb wird geschnittenes Gras am besten dort genutzt wo es entsteht und kommt aus dem Fangkorb direkt ab in den Kompost oder aufs Beet.

Rasenschnitt ist als Mulch für Tomaten bestens geeignet, er verottet schnell und schützt den Boden vor Erosion und Verdunstung

Beikräuter
Unliebsame Begleiter gibt es in jedem Garten. Jeder Gartenbesitzer bekommt mit dem Auftreten der Plagegeister gleich noch eine Aufgabe gestellt: was will mir dieses Beikraut sagen? Ob Löwenzahn, der verdichteten Bodens anzeigt oder weißer Gänsefuß der auf zu viele Nährstoffe aufmerksam machen will. Jedes Kraut hat eine Botschaft für seinen Besitzer. Manche Naturvölker behaupten sogar, dass im Umfeld der Menschen die Kräuter wachsen die sie selbst dringend als Medizin brauchen. Und so ist es in dem ein oder anderen Fall sogar angezeigt die wildgewordenen Plagegeister einfach aufzuessen. So wird der eingefleischte Detox-Fan bald nicht mehr genug Brennnessel im Garten finden und die Spitzenköchin muss schon beim Nachbarn klingeln, weil der noch genug Giersch im Vorgarten hat. Beikräuter, wie Löwenzahn, Vogelmiere und Giersch sind besonders im Frühling bestens für Salate geeignet. Wer nicht genug Appetit mitbringt, um alle seine Beikraut-Probleme im Garten aufzuessen, fragt sich jetzt wie er vorgegangen werden soll. Die meisten Einjährigen Unkräuter die im Garten vorkommen (Löwenzahn, weißer Gänsefuß, Fuchsschwanz) lassen sich unkompliziert kompostieren. Wer bei Wurzelbeikräutern wie Giersch, Quecke, Ackerwinde und Co. auf Nummer sicher gehen will, stellt eine Kräuterjauche her. Man nehme ein Gefäß, fülle die Kräuter ein und bedeckt alles mit Wasser. Nach 3 Wochen können die Wurzelunkräuter und die Jauche auf den Kompost gegeben werden, da sie dann keine Gefahr mehr darstellen.
Gründüngung
Wer nach dem Winter noch Gründüngungspflanzen auf den Beeten hat, sollte diese wertvollen Kräuter auf der Fläche rotten lassen. Durch den milden Winter sind viele eigentlich abfrierende Winterbegrünungspflanzen wie Phacelia oder Senf bestens weitergewachsen. Sie sollten flach in die oberste Bodenschicht eingearbeitet werden. Wer der Flächenrotte auf die Sprünge helfen möchte, mischt noch eine kleine Menge Kompost (1kg pro m2) unter und bewässert die Fläche bei großer Trockenheit. So vorbereitet, bietet das Beet beste Bedingungen für sämtliche Gemüsekulturen. Sind noch viele Wurzelreste vorhanden, dann ist die Flächenrotten nicht ganz optimal verlaufen kein Problem für Kartoffeln, Kürbisse, Zucchini und andere Starkzehrer. Nur Feinsämereien wie Möhren, Fenchel oder einige Blumen sind etwas wählerischer und bevorzugen ein feinkrümeliges Saatbett.
Im Sinne der Kreislaufwirtschaft, lohnt bei jedem Material das auf den ersten Blick ein Reststoff ist, ein kritischer Blick ob es nicht doch nochmal genutzt, weiterverarbeitet oder an anderer Stelle nützlich sein könnte.