Auch für die Luxemburgischen Bio-Winzer neigt sich das Weinjahr 2022 dem Ende entgegen. Die Traubenlese ist beendet, die Weine lagern wohlbehütet in den Kellern, einige gären noch. So ist es an der Zeit, eine Bilanz für dieses doch sehr außergewöhnliche Jahr zu ziehen. Drei Winzerinnen und Winzer waren bereit, sich den Fragen des Weinbauberaters am IBLA, Dr. Jörg Pauly zu stellen:
Hallo Paul, wie ist das Weinjahr 2022 für dich gelaufen?
Wir hatten sehr viel Arbeit mit einer 5000 qm großen Junganlage, die wir mehrfach bewässern mussten, um die Jungreben vor dem Vertrocknen zu retten. Die Anlagen mit den älteren Reben haben die Trockenheit recht gut verkraftet. Auch das Entblättern der Schattenseite hat sich in diesen Weinbergen positiv ausgewirkt. In einigen Anlagen mussten wir aber auch durch eine „grüne Lese“ für Entlastung der trockenheitsgestressten Reben sorgen. Der Infektionsdruck bei Peronospora und Oidium war im Vergleich zu 2021 sehr gering, die Zahl der Spritzungen konnte reduziert werden. Beide Krankheiten verursachten keine relevanten Schäden.
Wie war der Ernteverlauf und wie bist du mit der Ernte zufrieden?
Die Ernte verlief witterungsbedingt sehr entspannt. Es gab keinen Fäulnisbefall, der Gesundheitszustand der Trauben war nahezu perfekt. Auch die Aromenausprägung und die Mostgewichte waren sehr gut. Die Erträge bewegten sich auf zufriedenstellendem Niveau, es gab ein paar Anlagen bei denen durch die Trockenkeit ein leichter Ertragsrückgang zu verzeichnen war.
Wie waren die Gärverläufe und wie präsentieren sich die Jungweine?
Die meisten Weine haben ihre Gärung beendet, einige Spontis gären noch. Trotz der relativ geringen Nährstoffversorgung der Hefen gab es kaum Gärstocker. Die Weine präsentieren sich sehr aromatisch mit einer sehr angenehmen Säure. So gesehen ist der Jahrgang 2022 eine perfekte Ergänzung zum 2021er.
Hallo Jeff, wie ist das Weinjahr 2022 bei dir gelaufen?
Das Wachstum der Reben war im Frühsommer bis zum ersten Laubschnitt sehr gut. Danach war die Entwicklung der Reben durch die Trockenheit sehr stark eingeschränkt, zum Teil war ein zweiter Laubschnitt nicht erforderlich. Zum Glück hatten wir im August lokale Niederschläge, so dass der Trockenstress sich etwas reduzierte. Die Situation bei den Pilzkrankheiten war sehr entspannt, es gab vereinzelt leichten Oidiumbefall, der aber nicht ertrags- und qualitätsrelevant war. Es konnten insgesamt 2 Spritzungen eingespart werden und die Abschlussspritzung konnte bereits Ende Juli durchgeführt werden.
Wie war der Ernteverlauf in deinem Weingut?
Die Ernte begann sehr früh am 29. August mit dem Einbringen der ersten Trauben für Crémant-Grundwein und Traubensaft. Beim Riesling haben wir mehrere Erntedurchgänge durchgeführt. Die Erträge waren trotz der Trockenheit zufriedenstellend. Besonders erfreut war ich über die hohen Saftausbeuten, die ich so nicht erwartet habe. Der Gesundheitszustand der Trauben war sehr gut, so dass wir nur einen geringen Sortieraufwand bei der Lese betreiben mussten und eine recht hohe Lesegeschwindigkeit realisieren konnten.
Wie verlief die Gärung und wie präsentieren sich die Jungweine?
Die Gärung der Jungweine verlief zügig und gleichmäßig auch weil sich bedingt durch die Augustniederschläge die Nährstoffversorgung der Hefen deutlich verbessert hat. Meine Jungweine präsentieren sich sehr fruchtbetont mit schönen Spontan-Noten. Insgesamt macht der Jahrgang einen deutlich reiferen und opulenteren Eindruck als 2021. Ich sehe ihn eher als eine Mischung der Jahrgänge 2018 und 2019. In wenigen Lagen mit besonders leichten Böden hat die Trockenheit die Mineralität der Jungweine etwas eingeschränkt.
Wie ist das Anbaujahr 2022 im Weingut Sunnen-Hoffmann gelaufen?
Es war ein sehr trockenes Jahr so dass die Reben nur ein sehr verhaltenes Wachstum zeigten. Von Vorteil war dabei unser relativ hoher Anteil an alten Reben, die mit der Trockenheit deutlich besser zurechtkamen. Auch auf den leichteren Böden hatten die Pflanzen trockenheitsbedingt mehr Wachstumsprobleme. Laubarbeiten und Pflanzenschutz konnten entspannt durchgeführt werden, Peronospora und Oidium spielten keine nennenswerte Rolle. Beim Riesling stellte sich eine späte Botrytis ein, die wir in Form einer Positivselektion nutzen konnten.
Wie war der Verlauf der Traubenlese in Eurem Weingut?
Die Ernte begann sehr früh am 24. August mit den Trauben für die Crémant-Grundweine. Die Hauptlese begann am 5. September. Unser letzter Lesetag war der 24. September. Mit einer sehr effektiven Erntemannschaft haben wir unsere Trauben sehr schnell ausschließlich in Handlese eingebracht. Einen Traubenvollernter haben wir in unserem Betrieb nicht eingesetzt.
Wie waren die Gärverläufe und wie präsentieren sich die Jungweine?
Die Gärung der Jungweine verlief, aufgrund der durch die Trockenheit eher schlechten Nährstoffversorgung der Hefen, etwas schleppend und in einzelnen Fällen mussten besonders bei spontan vergorenen Weinen Hefenährstoffe ergänzt werden. Die Jungweine präsentieren sich sehr gut entwickelt mit einer sehr präsenten Aromatik. Sie wirken filigran und nicht alkoholisch. Für uns ist 2022 ein gelungener Jahrgang.
von Jörg Pauly