Einfach ein tragisches Weinjahr

Marie Kox und Luc Roeder ziehen Bilanz zum Weinjahr 2024

Hier lesen Sie Teil zwei der Interviewserie, die wir zum Weinjahr 2024 durchgeführt haben. Zu Wort kommen Marie Kox von der Domaine Sunnen-Hoffmann in Remerschen und Luc Roeder vom Maison Viticole Roeder in Steinheim.

Wie ist das Weinjahr 2024 für Euer Weingut gelaufen?

Luc Roeder: Es war – einfach gesagt – ein besonders tragisches Weinjahr mit vielen negativen Facetten, die ich in der Konstellation noch nicht erlebt habe. Ende April hatten wir an der Sauer zwei Frostnächte mit bis zu -3 ° C, die dafür sorgten, dass 80% der jungen grünen Triebe erfroren. Die ergiebigen Sommerniederschläge erforderten einen sehr intensiven Pflanzenschutz. Wie haben sehr häufig gespritzt mit geringen Kupferdosierungen, was sich im Nachhinein bewährt hat. Wir konnten den Peronosporabefall in erträglichen Grenzen halten. Leider ergaben sich aufgrund des schlechten Blühwetters zum Teil recht ausgeprägte Verrieselungen, die die aufgrund der Frostschäden ohnehin schon geringen Erträge noch weiter schrumpfen ließen. Die Laubarbeiten gestalteten sich problemlos und konnten sehr zügig durchgeführt werden. Bei den Entblätterungsmaßnahmen waren wir in diesem Jahr zurückhaltender, um etwaige Sonnenbrandschäden bei den geringen Erträgen zu vermeiden.

Marie Kox: Auch wir mussten aufgrund der extremen Niederschläge einen intensiven Pflanzenschutz durchführen. In vielen Anlagen war aufgrund der hohen Bodenfeuchte die Grenze der Befahrbarkeit erreicht. Glücklicherweise haben wir ein Raupengespann zur Verfügung, so dass wir dadurch bei den Pflanzenschutzbehandlungen flexibler waren. Schäden durch Peronospora konnten wir dadurch weitgehend vermeiden. Da bei den kurzen Spritzintervallen immer Schwefel oder Bicarbonate mit appliziert wurden, trat Oidium so gut wie gar nicht auf, obwohl der Befallsdruck über einen langen Zeitraum sehr hoch war. Entblätterungen haben wir bis Mitte August ausschließlich von Hand durchgeführt. Eine Bodenbearbeitung war aufgrund der hohen Bodenwassergehalte so gut wie nicht möglich, die Begrünungen wurden nur gemäht und gemulcht. Erfreulicherweise haben sich unsere Junganlagen vom Trockenstress der letzten Jahre gut erholt.

Marie Kox leitet die Domaine Sunnen-Hoffman in Remerschen Bild: Jörg Pauly

Wie war der Ernteverlauf?

Marie Kox: Die Ernte dauerte von Anfang September bis Mitte Oktober, wobei wir auch Erntepausen einlegten. Wir führen ausschließlich Handlese durch und können dadurch sehr selektiv bei unreifen oder faulen Trauben vorgehen. Geringe Erträge ergaben sich beim Gewürztraminer, während der Auxerrois recht hohe Erntemengen erbrachte. Perfekt waren die Trauben, die für die Herstellung von Crémant verwendet werden, sie hatten eine ausgeprägte, aber dennoch harmonische Säure.

Luc Roeder: In unserem kleinen Weingut begann die Ernte am 21. September und dauerte eine Woche. Wir ernten nur per Hand und führen dabei eine strenge Selektion durch. In diesem Jahr verwenden wir unsere gesamte Ernte für die Crémant-Herstellung. Die etwas ausgeprägtere Säure passte deswegen sehr gut, wobei das Verhältnis von Apfelsäure zu Weinsäure sehr ausgewogen war. Auch die Alkoholwerte lagen im angestrebten Bereich. Die größten Probleme bereitete uns in diesem Jahr der Pinot Blanc. Hier konnten wir nur sehr wenig ernten, da die Sorte am stärksten vom Frost betroffen war und auch die höchsten peronosporabedingten Ertragsausfälle aufwies.

Maison Viticole Roeder

Luc Roeder vom Maison Viticole Roeder in Steinheim Bild: Maison Viticole Roeder

Wie waren die Gärverläufe und wie präsentieren sich die Jungweine?

Marie Kox: Bereits die Moste zeigten eine sehr frische und fruchtige Saftaromatik. Obwohl wir unsere Weine zu 100% spontan vergären, verliefen die Gärungen problemlos. Die Mostgewichte lagen im mittleren Bereich und die Jungweine präsentieren sich sehr mineralisch. Sie sind fast alle geschwefelt und liegen auf der Feinhefe. Ende März werden wir die ersten Füllungen durchführen.

Luc Roeder: Die Nährstoffversorgung der Hefen (NOPA-Werte) war in diesem Jahr aufgrund der guten Wasserversorgung nahezu optimal, so dass die Gärungen sehr zügig und ohne Stockungen verlaufen sind.  Die Weine sind wegen der Cremant-Herstellung zum größten Teil noch ungeschwefelt und liegen auf der Vollhefe. Ende März werden wir unsere Tirage-Füllungen durchführen.

Die Interviews führte Jörg Pauly (IBLA Weinbauberater).

Hier erfahren Sie mehr über Marie Kox und Luc Roeder und ihre Weine.