IBLA-Tagesexkursion rund um das Thema Geflügel nach Rheinland-Pfalz

Am 23. Mai 2024 organisierte das Institut fir Biologesch Landwirtschaft an Agrarökologie (IBLA) eine Tagesexkursion zum Haus Düsse, wo der Bio-Geflügeltag der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW) stattfand. Bereits zum dritten Mal hatte Axel Hilckmann, Biogeflügelberater bei der Landwirtschaftskammer NRW, diesen interessanten Praxistag für die GeflügelhalterInnen organisiert. Die Themen waren abwechslungsreich und deckten einen großen Bereich der Biogeflügelhaltung ab. Auch bei den insgesamt 50 Teilnehmern war es eine dynamische Mischung an ErzeugerInnen, PackstellenbetreiberInnen, VerarbeiterInnen, Zuchtunternehmen, Kontrollstellen, Aufzuchtbetrieben, Futtermittelherstellern, StallbauerInnen und -StalleinrichterInnen.

Zu Beginn stellte Axel Hilckmann die Marktlage zu Erzeugern, Packstellenverordnung, Verarbeitung und die Entwicklung der einzelnen Betriebszweige der Biogeflügelhaltung dar. „Sowohl die Nachfrage nach Bio-Eiern als auch der Markt für Biogeflügelfleisch in NRW sei gut.“, meinte der Gastgeber.

Die Vortragsreihe am Morgen befasste sich mit Legehennen und begann mit Aspekten, welche die Aufzucht sowie Einstallung von Junghennen positiv beeinflussen sollen.

So stellte Pia Niewind von der LWK NRW das spannende Projekt „OptiLeg“ vor, welches aktuell in den Geflügelställen von Haus Düsse durchgeführt wird. Dabei wird in Praxisversuchen erforscht, wie bereits in der Junghennenaufzucht auf eine verlängerte Haltungsdauer hingearbeitet werden kann. Ziel sei es, die späteren Legehennen bis zur 100. Lebenswoche auf einem akzeptablen Legeniveau zu halten.

Anschließend stellte Corine Walvoort von der Firma „Reudink B.V.“ die zehn wichtigsten, praktischen Schwerpunkte für einen erfolgreichen Start einer Junghennenherde in die Legeperiode vor. Diese beginnen mit der genauen Absprache zwischen Aufzucht- und Legebetrieb, gehen weiter über den genauen Einstalltag, die Uhrzeit, die Einrichtung der Ställe, Beschäftigungsmaterial, sowie Licht-, Futter- und vorheriges Reinigungsprogramm. Sie gab außerdem viele praktische Empfehlungen, wie die noch jungen Tiere langsam an den Auslauf gewöhnt werden sollen.

Das Ende des morgendlichen Programmes machte der Geflügeltierarzt aus NRW Dr. Kristian Düngelhof. Dieser stellte die wichtigsten und häufigsten Geflügelkrankheiten resp. Geflügelparasiten mit ihren Infektionswegen und Vorbeugungsmöglichkeiten vor. Darunter war Kokzidiose, Schwarzkopfkrankheit oder auch die Würmer, welche das Geflügel befallen können. Vor allem in der Biohaltung mit viel Auslaufmöglichkeiten ist der Parasitendruck auf der Weide höher und schwieriger zu handhaben als im Stall. Verschiedene der Krankheiten und Parasiten gehen schleichend in den Tieren vor, sodass der/die LandwirtIn diese nicht sofort erkennt. Die Folgen sind jedoch schwerwiegend, wenn die Mortalität auf einen Schlag stark ansteigt oder die Legeleistung erheblich abfällt. Dann fehlen oft auch wirksame Medikamente, welche im biologischen Landbau zugelassenen sind. Weiterhin muss die einzuhaltende Wartezeit nach Medikamentengabe bei Eiern und Fleisch beachtet werden.

Nach der Mittagspause drehten sich die Themen mehr um die Masthähnchen und es gab zuerst Einblicke in einen Bio-Masthähnchenbetrieb.

Rainer Overkämping stellte seinen landwirtschaftlichen Betrieb mit Biohähnchen und Gemüsebau vor. Der Betrieb mästet auf zwei Standorten etwa 100‘000 Biohähnchen pro Jahr. Für die Aufzucht und Mast der Hähnchen wurden Altgebäude umgebaut und an die ökologische Haltung angepasst. Er erläuterte, mit einer bilderreichen Präsentation, die geregelten Abläufe vor der Ausstallung über die Reinigung bis hin zur Vorbereitung der neuen Einstallung. In der Regel stallt der Betrieb Eintagsküken ein, doch auch der Schlupf der Küken im Maststall – „nicht ganz freiwillig durch ein Transportverbot der Eintagsküken aufgrund von Vogelgrippe!“ – wurde eindrucksvoll beschrieben.

Alle Teilnehmenden bekamen einen guten Eindruck von den fast wöchentlichen wiederkehrenden Arbeiten und Abläufen auf einem Biohähnchenbetrieb.

Was bringen Würmer für Küken und Ferkel in den ersten Lebenstagen im Stall? Mit der Frage beschäftigte sich die noch junge Firma „Corbiota“ aus Düsseldorf und berichtete mit ihrem neuen Fütterungskonzept mit Würmern an Eintagsküken und Ferkeln. Der Nutzen liege in der verbesserten Gesundheit und einem verstärkten Wachstum durch ein besseres Gleichgewicht der Darmflora, durch eine einmalige Fütterung der Spezies „Dendrobaena Veneta“ zu Beginn der Aufzuchtphase im Stall auf dem Kükenpapier. Weitere Praxisversuche würden folgen, kündigte „Corbiota“ an.

Anschließend ging es thematisch eher weg vom Geflügel und es berichtete das Team von „eierschachteln.de“, dem führenden Onlineshop rund um die Geflügelhaltung in Deutschland, über ihr erfolgreiches Tool für verbesserte Betriebsabläufe und Organisation.

Sie erläuterten, wie sie mit Hilfe der Lean (Schlank)-Methode aus einer zehnköpfigen, anfangs unorganisierten Truppe, ein gut funktionierendes Unternehmen mit 30 Mitarbeitern geworden seien. Das gesamte Team investiert 30 Minuten täglich in das dreifache „S“, was Sauberkeit, Sortierung und Struktur bedeutet uns ist mittlerweile überall in den Betriebsalltag eingebaut. Das Thema ist auch für wachsende Landwirtschaftsbetriebe interessant, die ebenfalls Gefahr laufen, durch unorganisierte, veraltete Strukturen ineffizient zu wirtschaften.

Der letzte Programmpunkt auf der Bio-Geflügeltagung war die Vorstellung der Öko-Modellregion (ÖMR) Münsterland. Juliane Rabe, ÖMR-Managerin, informierte über ihre Arbeit und Projekte. „Ziel der fünf Öko-Modellregionen in NRW ist es, das Bewusstsein für die Vorteile regional und ökologisch erzeugter Produkte zu schärfen und eine nachhaltige Ernährungskultur in den Regionen zu fördern. Für die GeflügelhalterInnen aus NRW besteht dabei die Möglichkeit, anspannenden Projekten teilzunehmen, wie zum Beispiel der Vermarktung von Bio-Eierlikör oder sich auf einer Plattform zu präsentieren und eigene regionale und ökologisch erzeugte Produkte zu vermarkten“, fasste Frau Rabe zusammen.

Das breite Themenspektrum bot für die Teilnehmenden aus Luxemburg viele interessante Ansatzpunkte, die den Betriebsalltag verbessern. Der Blick auf Projekte und Betriebe außerhalb Luxemburgs ermöglichte einen weiten Blick über den Tellerrand hinaus.