Der Geschmack macht den Unterschied – warum du das Superfood selbst anbauen und auf die Herkunft achten solltes.
Kartoffeln sind einfach anzubauen und erwirtschaften viel Ertrag auf kleiner Fläche. Vergleicht man die Kartoffel mit anderen Kulturen, die sonst auf dem Acker angebaut werden, kann die Kartoffel im eigenen Garten kräftig zur eigenen Selbstversorgung beitragen. Hinzukommt, dass Kartoffeln sehr vielfältig sind und so kann man im eigenen Garten mit Sorten experimentieren, die man sonst kaum auf den Teller bekommt. Die Kartoffelernte im Herbst ist dann ein Riesenspaß für Groß und Klein.
Kartoffelanbau praktisch – der Standort
Kartoffeln kommen mit vielen Böden zurecht. Sie mögen allerdings einen sonnigen Standort und sie haben immer kräftig Appetit. Kartoffeln gehören zu den Starkzehrern (wie Kürbisse, Zucchini, Kohl). Ein gut mit Kompost gedüngter Boden bekommt ihnen besonders gut. Kartoffeln sind auch bestens geeignet um Beete die gerade neu angelegt worden sind das 1. Mal zu bestellen. Kartoffeln hinterlassen einen garen Boden, d.h. der Boden ist wunderbar krümelig und bestens geeignet um sofort wieder genutzt zu werden. Nach den Kartoffeln folgen dann Gemüsekulturen die ein feineres Saatbeet brauchen wie Möhren, Fenchel, Stangensellerie, Zwiebelgewächse oder Mangold.
Kartoffelanbau praktisch – der Anbau
Kartoffeln benötigen viel Platz. Der Abstand zwischen den Reihen sollte mindestens 40cm betragen. Der Abstand in der Reihe mindestens 30cm. Erst wird eine Furche von 15cm gegraben, danach die Kartoffeln hineingelegt und mit 5cm Boden bedeck. Wenn nicht bereits im Herbst gedüngt wurde, ist es auch möglich die Furche direkt mit Kompost zu füllen und die Kartoffel direkt in den Kompost zu legen. Erscheint dann das 1. Grün der Kartoffel wird nach und nach Erde Angehäufelt, das fördert die Fruchtbildung. Wiederholt man das Anhäufeln 3-4 Mal, entsteht ein Damm in dem die Kartoffel sehr gut wachsen kann.
Kartoffeln sind nicht nur hungrig, sondern auch durstige Pflanzen. Sie lieben eine feine Mulchabdeckung aus Rasenschnitt oder Stroh. Das schützt die oberste Bodenschicht vor Austrocknung, füttert die Bodenlebewesen und hat obendrein einen düngenden Effekt. Wenn genügend Regen fällt, brauchen sie keine extra Bewässerung. Ist es allerdings sehr trocken, dann müssen Kartoffeln bewässert werden. Dabei gilt: lieber kräftig wässern und dafür weniger häufig, als oft und mit wenig Wasser. Denn die gefürchtete Kraut- und Braunfäule an Kartoffeln ist auf gleichmäßig feuchte Bedingungen angewiesen und entwickelt sich dann besonders gut. Deshalb lieber 3-4 kräftige Wassergaben in einer Saison als wöchentliches Sprengen.
Kartoffelanbau vertikal
In kleinen Gärten in denen kein großes Beet für den Kartoffelanbau zur Verfügung steht, muss trotzdem nicht auf die leckere Knolle verzichtet werden. Ein Kartoffelturm ist die Lösung. Dafür können ein rundes Drahtgeflecht bzw. eine Gittermatte oder Maschendraht verwendet werden, die wie ein Turm aufgestellt werden. Der Durchmesser sollte mindestens 1m betragen. Die Seitenwände des Turmes werden mit Stroh oder Rasenschnitt ausgelegt und es folgt eine Schicht Kompost oder nährstoffreicher Boden. Dann werden die ersten 4-8 Knollen (je nach Durchmesser) gelegt und es folgt eine weiter min. 20cm dicke Schicht Erde oder Kompost. Dies kann drei Mal wiederholt werden. Danach wird der Turm kräftig gewässert. Die Kartoffeln wachsen nun durch das Drahtgeflecht und auch nach oben aus dem Turm. Hier kann regelmäßig Kompost nachgefüttert werden. Die oberste Schicht sollte jedoch immer mit Rasenschnitt oder Stroh bedeckt werden. Der Turm muss zwei Mal im Monat kräftig gewässert werden.
Kartoffelanbau auf Balkon oder Terrasse
Auch mit ganz wenig Platz kann man den Kartoffelanbau ausprobieren. Mindestens 20l Volumen ist allerdings notwendig um eine schöne Pflanze zu bekommen. Man sollte jedoch nur eine Pflanzkartoffel pro Kübel oder Topf legen. Bei der Pflege geht man ähnlich vor wie im Beet, d.h. man nutz auch hier das Anhäufeln um mehr Knollen zu ernten. D.h. man füllt erst 10cm Erde in den Topf, legt nun die Kartoffel und füllt dann nach und nach, angepasst an das Wachstum der Kartoffel den Topf mit Erde auf. Dabei sollen stehts einige Blätter aus der Erde schauen. Viele Tipps zum Anbau von Kartoffeln in Kübeln und geeigneten Sorten finden Sie hier.
Warum auf die Herkunft achten?
Der Geschmack der Kartoffeln ist entscheidend von Sorte und Anbau abhängig. Wässrige und fad schmeckende Kartoffeln hatte jeder schon mal auf dem Teller. Deshalb sollte bei der Herkunft der Kartoffeln genau darauf geachtet werden woher die Knollen stammen. Frühkartoffeln stammen Anfang des Jahres häufig aus Ägypten oder Marokko und müssen bewässert werden. In einer Region in der sonst Wassermangel herrscht. Zwar punkten die Frühkartoffeln gegenüber den Lagerkartoffeln mit ihrer dünnen, glatten Schale – doch wer auf die inneren Werte achtet, schmeckt schnell den Unterschied. Lagerkartoffeln aus der Region sind hier immer die bessere Wahl. In Luxemburg gibt es tolle Erzeuger die das ganze Jahr über schmackhafte Biokartoffeln anbieten.
Kartoffeln im professionellen Bioanbau – Worauf kommt es an?
Für den biologischen Anbau sollten Sorten mit schneller Jugendentwicklung und frühem Knollenansatz, geringer Krankheitsanfälligkeit, geringem Nährstoffbedarf und rascher Krautentwicklung gewählt werden. Dennoch werden in Luxemburg hauptsächlich die vom Handel geforderten Sorten angebaut, denn hier fließen die Wünsche der Kunden und Abnehmer sowie der Verwendungszweck mit in die Sortenwahl ein. Die Bauern die direkt an ihre Kunden verkaufen haben dagegen einen etwas größeren Spielraum bei der Sortenwahl.
Um zu ermitteln welche Sorte sich für Luxemburg besonders eignet, werden seit 2016 vom IBLA Kartoffelsortenversuche für den biologischen Landbau durchgeführt, um Sorten zu finden, die den Ansprüchen der biologischen Landwirtschaft sowie denen des Handels gerecht werden. Dabei werden sowohl die vom Handel gewünschten Sorten, als auch neu und teilweise resistente Sorten getestet. Nach drei aufeinander folgenden Versuchsjahren können dann Anbauempfehlungen für die biologisch wirtschaftenden Landwirte geben werden. Während des Versuchs wird zum einem geschaut, wie schnell entwickelt sich die Kartoffelpflanzen, wie gut können die Pflanzen durch ihr Laub die Dämme beschatten und somit das Wachstum der Beikräuter verhindern. Zum anderen wird untersucht ob die Kartoffeln von Schädlingen wie dem Kartoffelkäfer befallen werden oder ob sie Krankheiten zeigen.
Nach der Ernte wird neben dem Ertrag auch geprüft wie groß sind die einzelnen Knollen sind, denn die Kartoffeln müssen eine bestimmte Größe aufweisen (> 30 mm), um vermarktet werden zu können. Auch wird das Unterwassergewicht und somit der Stärkegehalt der Kartoffeln bestimmt, das ist wichtig, um zu unterscheiden ob die Kartoffeln festkochen, vorwiegend festkochend oder mehlig sind. Ab einem Stärkegehalt von 14 % sind die Kartoffeln mehlig kochend. Darüber hinaus werden auch die Knollen der einzelnen Sorten begutachtet, hier werden neben Krankheiten die die Knollen befallen auch die Knollenform, die Augentiefe, die Schalenfarbe sowie die Fleischfarbe bestimmt.
Zum Schluss wird noch ein Kochtest durchgeführt, bei dem die einzelnen Kartoffelsorten verkostet werden. Hier wird neben dem Geschmack auch das Aussehen auf dem Teller, die Fleischfarbe sowie die Mehligkeit untersucht. Diese Kriterien spielen vor allem für den Verbraucher eine wichtige Rolle, da er gerne Kartoffeln isst, die nach dem Kochen noch ihre Form behalten, ansprechend aussehen und auch noch gut schmecken.
Auf Grund all dieser Untersuchungen werden nun die Anbauempfehlungen erstellt. Zurzeit stehen die Sorten Anuschka und Belana als frühe Sorten und Nicola als mittelfrühe bis mittelspäte Sorte auf der offiziellen Luxemburger Sortenliste. Weiter Informationen zum IBLA Kartoffelsortenversuch gibt es hier.